ready4fire - Verein zur Förderung der Feuerwehrausbildung


In enger Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr Krems an der Donau, wurde im Jahr 2007 eine Vortrags / Ausbildungsserie unter dem Titel "Sicher(heit) im Innenangriff" zusammengestellt und erfolgreich umgesetzt. Die gesamte Serie besteht aus mehreren Theorievorträgen (teilweise mit praktischen Anschauungsobjekten) sowie praktischen Übungseinheiten. Was genau im Zuge dieser Ausbildungsserie geschafft wurde wird im folgenden erläutert...

 

Teil 1: Flashover und Backdraft  

Es entstehen immer mehr Wohnhausanlagen, die Verbauung wird immer dichter, umso höher wird auch die Wahrscheinlichkeit zu Bränden in geschlossenen Objekten und damit verbundenem Innenangriff gerufen zu werden.

Wie wichtig die Kenntnis des Brandverlaufes, sowie einiger anderer wesentlicher Faktoren im Brandeinsatz (im besonderen beim Innenangriff) ist, und was es dabei zu beachten gilt soll diese Serie den Chargen und Interessierten der Feuerwehr Krems näher bringen.

Inhalt dieser Schulung war Definition, Erkennung und Bekämpfung von Flash Over und Backdraft, sowie damit verbundener Themen.

 Im Anschluss erfolgte am Hof der Hauptwache eine praktische Demonstration des zuvor theoretisch erlernten Wissens anhand einer Flash Over Box. Bei der Flash Over Box handelt es sich um die einfache Nachbildung eines Raumes durh einen Würfel aus Spanplatten. An der Vorderseite wird eine "Türe" hineingeschnitten und im Inneren der Box ein kleines Feuer entzündet. Wird nun die "Türe" gezielt verschlossen und wieder geöffnet lassen sich die meisten Phänomene (Unter- und Überdruckzone, Rauchfarben, Rauchintensität und Geschwindigkeit sowie die Durchzündung) im kontrollierbaren Rahmen vorführen.

 

Teil 2: Taktische Ventilation

Dieser Vortrag beschäftigte sich mit allen möglichen Formen der Belüftung von Brandobjekten (angefangen bei natürlicher Belüftung bis hin zu Unter- und Überdruckbelüftung).

Die Belüftung eines Brandobjektes bzw. Brandraumes stellt eine effektive Unterstützung der Rettungs- und Löschmaßnahmen im Innenangriff dar, und erhöht bei richtigem Einsatz die Sicherheit der Atemschutztrupps ungemein.

Rauchgase, Temperatur und Schadstoffe werden abgeführt, die Sicht erheblich verbessert, und der Erfolg der Rettungs- und Löschmaßnahmen stellt sich früher ein.

Die Schulung zeigte die Unterschiede zwischen natürlicher Belüftung, Unterdruckbelüftung, hydraulischer Ventilation, offensiver Überdruckbelüftung, defensiver Überdruckbelüftung und die in der Freiwilligen Feuerwehr Krems vorhandenen Geräte auf, und regte eine intensive Auseinandersetzung aller mit diesem Thema an.

Im Anschluß an den theroretischen Teil konnte das soeben Gehörte in der Praxis am Übungshaus der Freiwilligen Feuerwehr Krems ausporbiert werden: ein Plexiglasübungshaus, eine Nebelmaschine als Rauchquelle, und ein Computerlüfter als Überdruckbelüfter boten ein äußerst realistisches Modell eines Wohnhausbrandes.

Teil 3: Techniken im Innenangriff

Mit dem dritten Vortrag, diesmal mit dem Thema "Technik im Innenangriff" wurde am 4. Oktober die Ausbildungsserie "Sicher(heit) im Innenangriff" fortgesetzt.

Dieser Vortrag beschäftigte sich mit den verschiedensten Techniken die im Innenangriff zur Anwendung kommen können:
- Türöffnung
- Vorgehen in Objekten
- Seitenkriechgang
- Vorgehen über Stiegenhäuser
- Vorgehen über Leitern / Drehleiter
- Hohlstrahlrohr / Mehrzweckstrahlrohr / Pistolenstrahlrohr
- ...

 

 Teil 4: Gemeinsam rein - Gemeinsam raus

Atemschutzunfälle? Nicht bei uns...

- 1998: 1 Toter in Wien
- 2002: 5 Tote in Paris
- 2004: 5 Tote in der Schweiz
- 2005: 2 Tote in Deutschland
- 2006: 9 Tote in Budapest
- ...

"Gemeinsam rein, gemeinsam raus" beleuchtete die Selbst- und Kameradenrettung, sowie etwaige notwendige Zusatzausrüstung für die im Innenangriff eingesetzten Atemschutzgeräteträger.

Aufbauend auf "Techniken im Innenangriff" wurde die Anleiterbereitschaft detailierter erörtert.

Einsatzgrundsätze, Atemschutzüberwachung und das Vorgehen beim Suchen und Retten rundeten die Inhalte ab.

Viele Fragen wurden aufgeworfen die im Zuge der kommenden Wochen im Rahmen von Gruppen-, Schul- und Hauptübungen, sowie Arbeitsgruppen erarbeitet werden.

Praxisteil: Strahlrohrtraining 

Als absolut unerlässlicher Teil der Branddienstausbildung kann ein fundiertes Strahlrohrtraining betrachtet werden. Ziel der Ausbildung ist es, den Atemschutzgeräteträgern die Bedienung und Anwendung moderner Hohlstrahlrohre durch eine Drillausbildung klar zu machen.

Einer Erklärung des verwendeten Hohlstrahlrohres (Einstellmöglichkeiten, Grifftechnik) folgt eine Einstellübung, wo der Teilnehmer blind die Einstellungen am Strahlrohr ertasten und einrichten muss, was im Notfall sein Leben retten kann.

Anschließend wird das Vorgehen im 3-Mann-Trupp mittels Seitenkriechgang beübt. Ein Ausbilder gibt hierbei per Handzeichen die jeweils auszulösende Aktion vor. Die Übungsteilnehmer sollen in dieser Stufe der Ausbildung das Handling des Strahlrohres beherrschen lernen. Vorwärtsarbeiten im Seitenkriechgang, Rauchgaskühlung, Temperaturcheck und Flashover-Reflex können hierbei ideal trainiert werden.

In Kombination mit dem Wissen um außerordentliche Brandphänomene, Techniken im Innenangriff, taktische Ventilation und den Erfahrungen aus dem praktischen Training von Such- und Rettungstechniken, stellt das Strahlrohrtraining eine optimale Vorbereitung der Atemschutzträger auf die Gefahren, die im Innenangriff lauern dar.