Drucken

John McDonough (FIRE & RESCUE NEW SOUTH WALES) erklärt im folgenden Artikel, anhand wissenschaftlicher Hintergründe wie Feuerwehrleute im Brandeinsatz noch effizienter arbeiten können.
Übersetzt aus dem Englischen von Hannes Buchner – ready4fire
Link zum Originaltext: www.firehouse.com

Anmerkung von ready4fire:
Dieser Text wurde vorwiegend für die Zielgruppe der nordamerikanischen Feuerwehr geschrieben, somit sind Relationen wie: "geringerer Durchfluss", "höherer Druck" u.d.gl. immer aus Sicht der ursprünglichen Zielgruppe zu betrachten. 

Polnische Ausbilder kühlen Rauchgase während sie vorrücken

 

Bilder Mit freundlicher genehmigung von JOHN MCDONOUGH

Im Mai 2015, traf ich als teil eines technischen Ausschusses mit 22 amerikanischen Feuerwehrleuten zusammen um gemeinsam an einem Projekt der UnderwriterLaboratories mit dem Titel “Studie zur Auswirkung von Innen- und Außenangriffen auf die Sicherheit eingesetzter Feuerwehrleute und eingeschlossener Personen” zu arbeiten.

Ich war Teil eines vierköpfigen internationalen Teams aus Australien, Irland, den Niederlanden und Kanada.

Eine der ersten Fragen die wir mit dem verantwortlichen Gremium diskutierten, betraf die Auswahl an Schläuchen und Strahlrohren die natürlich für US-Amerikanische Verhältnise representativ waren. Die ausgewählten Smoothbore (Vollstrahl)-  und Hohlstrahlrohre liefern im Durchschnitt bis zu sechs Mal mehr Wasser als für australische oder europäische Verhältnisse üblich.

Aus der Diskussion ergab sich außerdem, dass sich auch die Art und Weise wie das Wasser abgegeben wird, vom uns bekannten Vorgehen unterscheidet.

Sogenannte „Smoothbore(Vollstrahl)-Rohre“ sind in Australien und Europa gänzlich unbekannt. Innenangriffe werden hier meist mit Hohlstrahlrohren durchgeführt. Dabei wird maximale Effizienz angestrebt und je nach Situation wird mit Voll- oder Sprühstrahl gearbeitet.

Diese Techniken wurde in den frühen 80iger Jahren von den Schweden (und zum Teil etwas früher von U.S. Chief Lloyd Layman) entwickelt. Hierzu ist allerdings ein gutes Verständnis der wissenschaftlichen Grundlagen hinter den vorherschenden Bedingungen bei einem Brand notwendig. Im Speziellen gilt es zu verstehen, wie es zu extremen Brandphänomenen und schneller Brandausbreitung kommen kann.

Der folgende Artikel erklärt die wissenschaftlichen Hintergründe dieser Techniken und bietet einen Einblick wie australische und europäische Feuerwehrleute vorgehen.

 

Löschen mit Wasser

Neben effektiven Such- und Rettungstechniken ist die Fähigkeit ein Feuer zu löschen ein Maßstab an dem sich Feuerwehrleute selbst und mit anderen messen.

Aber wie beurteilen wir ob ein Feuerwehrmann angesichts der ihm zur Verfügung stehenden Ausrüstung und der vorliegenden Situation so effizient war, wie er es hätte sein können?

Wenn die Leistung eines Feuerwehrmanns schlecht erscheint - ist es dann fair zu sagen er war schlecht ausgebildet? Oder sagen wir, dass er in Anbetracht der Umstände sein Bestes gegeben hat?

Manchmal gehen Brände durch minimalen Einsatz von Wasser schnell aus. Manche Feuerwehrleute leisten Erstaunliches mit einem Nasslöscher oder einer Hochdruckleitung mit geringem Durchfluss. In anderen Situationen müssen Sie sich trotz Abgabe einer entsprechenden Wassermenge zurückziehen. Es geht also beim Löschangriff um mehr als nur die eingesetzte Wassermenge.

Wasser ist ein sensationeles Löschmittel, allerdings müssen wir die richtige Menge, in der richtigen Form, an die richtige Stelle bringen um wirklich effizient zu sein.

Wenn wir das Löschwasser effizienter einsetzen, können wir kleinere und leichtere Schlauchleitungen verwenden. Damit wirken wir Problemen beim Arbeiten mit reduzierter Mannschaftsstärke entgegen. Kleinere Schlauchleitungen können schneller bewegt werden und somit kann das Wasser schneller an der richtigen Stelle abgegeben werden. Die Zeit die vergeht bis wir Wasser auf den Brandherd abgeben ist ein enorm kritischer Erfolgsfaktor in der modernen Brandbekämpfung. Benötigen wir weniger Wasser schonen wir außerdem unsere Reserven – was in manchen Gegenden ein weiterer wichtiger Faktor ist.

Angenommen, wir geben das Wasser in der richtigen Form und an der richtigen Stelle ab, dann stellt sich die Frage: Wie viel Wasser wird benötigt um ein Feuer mit einer bestimmten Größe zu löschen? Hier wenden wir uns nun der Wissenschaft zu, um ein paar klare Antworten zu erhalten.

Um das Ganze zu vereinfachen und um besser verstehen zu können was passiert, wenn Wasser abgegeben wird, ist es von Vorteil das Geschehen auf einer etwas kleineren Ebene zu beobachten. Betrachten wir also einen einzelnen Tropfen, der das Strahlrohr verlässt und dann durch den heißen Rauch und Flammen fliegt oder auf einer heißen Oberfläche landet.

Es ist schnell klar wie effektiv Wasser als Löschmittel sein kann, wenn man es entsprechend gekonnt einsetzt. Umgekehrt werden wir sehen wie unglaublich verschwenderisch wir womöglich damit umgehen, wenn wir die zugrundeliegenden Abläufe nicht verstehen.

Es gibt einige grundlegende physikalische Gesetze mit deren Hilfe man erklären kann wie Wasser als Löschmittel wirkt. Einfach gesagt bewegen sich Gase von Bereichen mit hohem Druck zu Bereichen mit niedrigerem Druck. Gleichzeitig geben Objekte mit höherer Temperatur immer Energie in Richtung kälterer Objekte ab, bis ein Gleichgewicht erreicht ist. Dieser „Energiefluss“ wird vom 2ten Hauptsatz der Thermodynamik beschrieben. Auch die thermische Zustandsgleichung idealer Gase und das Verständnis der Wärmeübertragung sind hilfreich um zu verstehen wie Wasser als Löschmittel funktioniert.

Sprechen wir über Hitze und Temperatur

Ein Feuer produziert Hitze bzw. setzt Energie frei. Die Wärmefreisetzungsrate (Englsich Heat Release Rate – HRR) ist ein Maß für die Intensität des Feuers. Hitze bzw. Energy wird in Joule (J) gemessen. 1000J entsprechen 1 Kilojoule (kJ) und 1000 Kilojoule  (kJ) entsprechen 1 Megajoule (MJ). 1 Joule pro Sekunde ist ein Watt (W).

Ein Feuer gibt entsprechend Hitze über den Verlauf der Zeit ab. Daher ist es sinnvoll die freigesetzte Energie in Watt anzugeben. Im Fall eines Wohnungsbrandes sprechen wir über Größenordnungen im Bereich von einigen Megawatt (Megajoule  / Sekunde oder MJ/s). Vereinfacht gesagt muss man nun die freigesetzte Energie mit einem entsprechenden Löschmittel binden bzw. umwandeln. In unserem Fall also mit Wasser. Die abgegebene Wassermenge muss also der Wärmefreisetzungsrate angepasst sein bzw. diese entsprechend übertreffen.

Um einen Eindruck davon zu bekommen was diese Begriffe bedeuten, betrachten wir nun ein kleines Schlafzimmer. Die Wärmefreisetzungsrate, die nötig ist um ein solches Zimmer durch einen Flashover (Feuerübersprung) in das Vollbrandstadium überzuführen beträgt ca. 2 MW. Vorausgesetzt es steht genügend Sauerstoff zur Verfügung kann diese Wärmefreisetzungsrate bereits von einem größeren Einsitzersofa ausgehen.

Mit Ernüchterung stellen wir also fest, dass nahezu jeder Raum in einer normalen Wohnung genug Brennstoff zur Verfügung stellt um entsprechend in Vollbrand zu geraten. Gleichermaßen tödliche Bedingungen für Bewohner und Feuerwehrleute.

Wasser erhitzt sich

Nehmen wir nun an, ein Tropfen mit einer Temperatur von 10°C verlässt unser Strahlrohr. Er fliegt in eine Schicht aus heißen Rauchgasen mit einer Temperatur von ungefähr 600°C. Bei dieser Temperatur erreichen Brandgase (bestehend aus Pyrolysegasen und unverbrannten Verbrennungsprodukten) ihre Zündtemperatur und werden somit zu Brennstoff für eine schnelle Brandausbreitung.

Feuerwehrleute die sich unter solch einer Rauchschicht aufhalten ohne diese zu kühlen tun dies mit hohem Risiko. Selbst modernste Schutzkleidung wird es ihnen nicht erlauben sich für längere Zeit in dieser Umgebung aufzuhalten. In solch einer Situation sollte man sich daher entweder umgehend zurückziehen oder sofort mit aggresiver Rauchgaskühlung beginnen.

Die Hitze wird nun aus dem heißen Rauch auf den kälteren Wassertropfen übergehen. Die Temperatur des Wassertropfens wird dabei in einem ersten Schritt blitzschnell auf 100°C ansteigen. Die notwendige Energie, um 1kg Wasser um 1°C zu erwärmen bezeichnet man als Wärmekapazität des Wassers. Wasser hat eine vergleichsweise hohe Wärmekapazität und das ist einer der Gründe warum es ein gutes Löschmittel ist. Man stelle sich vor wieviel Energie notwendig ist um 1 Liter Wasser in einem Kessel zum Kochen zu bringen. Manchmal fühlt es sich wie eine Ewigkeit an bis der Kaffee am Morgen fertig ist…
Um also 1kg Wasser um 1°C zu erwärmen benötigt man 4186 J (oder 4,2 kJ).

Ein weiterer wichtiger Punkt der berücksichtigt werden muss, ist das Verhältnis von Maße zu Oberfläche. Vergrößern wir die Oberfläche einer Menge an Wasser, die entsprechender Temperatur ausgesetzt ist, kann die Hitze viel schneller absorbiert werden. Tausende kleine Tropfen die in eine heiße Rauchschicht abgegeben werden können schneller und mehr Energie aufnehmen als ein Vollstrahl der in dieselbe Rauchschicht abgegeben wird. Beim Vollstrahl kann eben nur das Wasser an der Außenseite des Strahls Energie absorbieren.

Kleinere Tropfen haben also eine größere Fläche im Verhältnis zur Masse, was bedeutet, dass jeder Tropfen mehr Fläche zum Absorbieren von Hitze hat. Weiters muss dabei auch eine kleinere Menge an Wasser aufgeheizt werden. Logischerweise heizen sich kleine Tropfen schneller auf als große. Zum besseren Verständnis, dass kleinere Objekte sich schneller aufheizen, können wir vergleichsweise die Vorgänge beim Entzünden eines Feuers betrachten. Logischerweise verwendet man kleine Holzstücke anstelle von großen um das Feuer zu entzünden, weil diese verhältnismäßig mehr Oberfläche haben um Hitze aufzunehmen und gleichzeitig muss eine geringere Menge an Holz auf seine Zündtemperatur gebracht werden.

 

Wasser verwandelt sich in Dampf

Im Bruchteil einer Sekunde wurde nun unser Wassertropfen auf 100°C erhitzt. Unserer Rauchschicht wurde dadurch bereits etwas heruntergekühlt. Allerdings wird die Temperatur der Rauchschicht immer noch viel heißer sein als 100°C. Demnach geht die Energieabsorbtion weiter. Das Wasser verdampft und für einen weiteren Bruchteil einer Sekunde haben wir Wasserdampf mit einer Temperatur von 100°C.

Bei diesem Übergang in den dampfförmigen Zustand passiert der Großteil der Energieabsorbtion. Eine enorme Menge an Energie ist notwendig um den Aggregatzustand zu ändern. Die Energie die notwendig ist um Wasser in Dampf zu verwandeln wird als Verdampfungsenergie bezeichnet.

Um 1 kg Wasser in Dampf umzuwandeln benötigt man 2260 kJ.

 

Dampf erhitzt sich

Nachdem also die Rauchschicht immer noch heißer als 100°C ist, nimmt der Wasserdampf weitere Energie auf und somit steigt die Temperatur des Dampfs. Dieser Vorgang geht weiter bis sich ein thermisches Gleichgewicht zwischen Rauch und Dampf einstellt. Die Energie die dabei vom Wasserdampf aufgenommen wird bezeichnet man als Wärmekapazität des Dampfs.

Dampf hat eine andere Wärmekapazität als Wasser. Der Wert ist von der Temperatur des Dampfs abhängig. Für unsere Berechnungen verwenden wir einen durchschnittlichen Wert der bei 300°C gültig ist.

Um 1kg Dampf um 1°C zu erwärmen benötigen wir 2080 Joule oder 2,1 kJ.

Zählen wir nun alles zusammen

Ausgehend von einem Liter Wasser mit einer Temperatur von 10°C und einer Dampftemperatur am ende des betrachteten Zeitraums von 300°C:

  1. Wasser aus dem Schlauch von 10°C auf 100°C (Wärmekapazität Wasser) = 376,74 kJ (Q1)
  2. Umwandlung in Wasserdampf (Verdampfungsenergie) = 2260 kJ (Q2)
  3. Dampf erhitzt sich von 100*C auf 300°C (Wärmekapazität Dampf) = 416 kJ (Q3)

 Q = Q1 + Q2 + Q3

    = 376,74 + 2260 + 416 kJ

    = 3052,74 kJ

Q = 3,05 MJ

Wenn man die Werte Q1 und Q2 vergleicht ist klar, dass die Umwandlung von 100°C heißem Wasser in 100°C heißen Dampf mehr Energie benötigt als das vorangegangene Aufwärmen des Wassers von 10°C auf 100°C. In diesem Fall wird sogar sechs Mal mehr Energie für das Umwandeln in Wasserdampf benötigt als für das vorige Aufwärmen des Wassers auf 100°C.

In anderen Worten: Wenn Löschwasser nicht Verdampft vergeudet man 75% der Energie die das abgegebene Wasser eigentlich aufnehmen könnte.

Es ist weiters zu sehen, dass die Anfangstemperatur des Wassers nur geringen Einfluss hat. Um unsere Rechnung weiter zu vereinfachen entnehmen wir nun aus der oberen Gleichung, dass eine Energie von 3MJ/kg von einem Liter Wasser absorbiert werden kann. Realistisch gesehen kommen wir in der Welt der Feuerwehr wohl nicht auf solch einen hohen Wert. Wir müssen an dieser Stelle einsehen, dass der Vorgang des Löschens dann doch etwas komplexer ist als oben beschrieben und wir niemals 100% Effektivität erreichen werden.

 

Verdrängen und inertisieren

Die vorrangegangenen Berechnungen beschäftigen sich nur mit der Absorbtion von Hitze bzw. Energie. Wenn wir allerdings Wasserdampf in eine heiße Rauchschicht (oder ins Feuer) einbringen, laufen noch weitere Prozesse ab die den Löschvorgang beeinflussen. Die meisten Feuerwehrleute wissen, dass sich Wasser bei der Umwandlung in Wasserdampf schlagartig ausdehnt. Viele wissen auch, dass sich das Wasser bei 100°C auf das 1700-fache ausdehnt. Wenige wissen allerdings, dass dieser Wert mit steigender Temperatur ebenfalls steigt. Tatsächlich steigt diese Ausdehnungsrate bei 600°C bereits auf das 3980-fache.

Dieses Volumen an Wasserdampf hat nun zwei Auswirkungen: Einerseits wird Luft innerhalb eines Raums verdrängt und andererseits werden die Rauchgase „inertisiert“. Dampf ist ein Inertgas. Das ist ein wichtiger Aspekt in der Brandbekämpfung. Wenn Dampf in ein Gasgemisch eingebracht wird sinkt dessen Zündbereich. Ab einem bestimmten Punkt ist die Mischung nicht mehr brennbar und somit inert.

Der Vorgang des Inertisierens hängt prinzipiell von der Brennstoffzusammensetzung und der Temperatur ab. Bringt man aber den Wasserdampfanteil in einem geschlossenen Raum auf 45% ist eine weitere Verbrennung in Begleitung von Flammenerscheinung unwahrscheinlich.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der Wasserdampf einen großen Beitrag zum Löscheffekt liefert. Das nutzen wir bei einem sogenannten indirekten Angriff aus. Das Ziel hierbei ist es genug Dampf in einem Raum zu erzeugen um möglichst viel Energie zu entziehen und gleichzeitig die Umgebung zu inertisieren. Somit soll es für das Feuer unmöglich gemacht werden weiter zu brennen. Diese Art des Angriffs wurde vom einem Amerikanischen Fire Chief namens Lloyd Layman in den 1950er Jahren entwickelt.

Ein indirekter Angriff kann somit ein Feuer löschen, das eine höhere Wärmefreisetzungsrate hat als das abgegebene Wasser aufnehmen könnte. Während eines solchen Angriffs sind also die Kühl- wie auch die Inertisierungswirkung enorm wichtig.

Im Gegensatz dazu ist ein direkter Angriff beschränkt auf die Energie, die er bei der Oberflächenkühlung aufnimmt. Wenn wir nun wieder unser voriges Beispiel mit dem im Vollbrand stehenden Raum betrachten, so ist nur die Außenseite unseres Vollstrahls in Kontakt mit den Flammen. Dabei ist nicht genügend Fläche vorhanden um eine schnelle Verdampfung des Wassers zu ermöglichen. Folglich wird ein Großteil des Wassers durch die Flammen hindurch schießen und im flüssigen Zustand bleiben.

Unter gewissen Umständen kann das von Vorteil sein, jedoch wird nur das Wasser das im Anschluss auf brennende Oberflächen fällt verdampfen und dem Brand die maximal mögliche Menge an Energie entziehen. Das verbleibende flüssige Wasser am Boden ist praktisch verschwendet und hat nur 1/4 der theoretisch möglichen Energie aufgenommen. Letztendlich wird mehr Wasser notwendig sein um das gleiche Feuer zu löschen, weil der Löschvorgang auf die Zeit beschränkt ist, die notwendig ist, um Wasser auf alle brennenden Oberflächen abzugeben und diese damit unter ihren Zündpunkt abzukühlen. In vielen Fällen ist dies kein großes Problem. In einigen Fällen kann dies aber darüber entscheiden ob man eine Situation kontrollieren kann oder nicht. Besonders dann, wenn der eigentliche Brandherd abgedeckt ist und nicht direkt getroffen werden kann.

Dem sei hinzugefügt, dass bei einem indirekten Angriff gefolgt von Belüftungsmaßnahmen immer ein direkter Angriff folgen sollte um sicherzustellen, dass brennende Oberflächen ausreichend gekühlt werden und eine Rückzündung ausgeschlossen werden kann.

Ein direkter Angriff ist die beste Technik um ein sich entwickelndes Feuer in der Wachstumsphase zu bekämpfen bei dem der Brand im Wesentlichen auf die bereits betroffene und brennende Oberfläche beschränkt ist.

Einfluss der Tropfengröße

Die Größe eines Tropfens ist ein wichtiger Parameter. Wenn die Tropfen sehr klein sind verdampfen sie zu früh nach dem Verlassen des Rohrs. Nur die Rauchschicht in der näheren Umgebung wird gekühlt. Sind sie jedoch zu groß, fliegen sie durch die Rauchschicht hindurch ohne komplett zu verdampfen. Einige treffen dabei möglicherweise die Decke und Verdampfen dort, während andere zurück auf den Boden fallen und dabei die Rauchschicht ein 2tes Mal durchqueren. Die ideale Tropfengröße beträgt 0,3mm 1.  Tropfen dieser Größe sind groß genug um entsprechend weit in die heiße Rauchschicht einzudringen und klein genug um dort rechtzeitig zu verdampfen.

Um eine entsprechend effiziente Tropfenform zu erzeugen benötigt man Hohlstrahlrohre. Die Größe der Tropfen ist dabei abhängig von Faktoren wie der Durchflussmenge und dem Druck. Grundsätzlich führt eine Erhöhung der Durchflussmenge wie auch eine Reduzierung des Drucks zu größeren Tropfen. Es kommt aber auch auf das verwendete Rohr an. Beim Löschen eines Feuers ist die Tropfengröße weniger kritisch da der Kontakt mit brennenden Oberflächen die lokale Dampfentstehung und die Oberflächenkühlung begünstigt.

Wenn wir allerdings Rauchgase kühlen wollen, sollten wir versuchen die Tropfen nur in der Rauchschicht zu verdampfen um dort möglichst viel Energie zu entziehen. Für diesen Zweck sind große Tropfen als Ergebnis einer hohen Durchflussrate und niedrigen Drucks nicht zielführend. Für die Rauchgaskühlung sind Durchflussmengen im Bereich von 100 bis 230 Liter pro Minute bei ca. 7bar geeignet. Während der Feuerwehrmann sich dem Feuer nähert passt er die Durchflussmenge entsprechend der Intensität des Feuers an.

 

Löschen eines Zimmerbrands

Wasser kann also verwendet werden um ein Feuer zu löschen oder um die heißen Rauchgase am Weg zum Brandherd zu kühlen. Obwohl in beiden Fällen Energie entzogen werden soll, unterscheidet sich die Art und Weise wohin das Wasser abgegeben wird und wieviel Wasserdampf erzeugt wird. Im folgenden Beispiel betrachten wir wieder einen Raum in Vollbrand. Ein Feuerwehrmann bekämpft den Brand von einem Gang aus. Hier ist er vor dem entstehenden Wasserdampf und den im Raum herrschenden tödlichen Bedingungen geschützt. Im Raum haben wir zum einen Teil eine Verbrennung mit Flammenerscheinung und zum anderen die Entstehung unverbrannte Brandgase. Für beide Teile ist der Effekt der gleiche sobald wir unsere Wassertropfen einbringen.

Stellen wir uns vor, wir haben ein möbliertes Wohnzimmer mit den Abmessungen 4m x 5m x 2,5m oder 50m³. Im Raum befindet sich ein Ein- und ein Zweisitzer Sofa, ein großes Bücherregal, ein Couchtisch, ein Fernseher, ein Teppich und Vorhänge. Unter normalen Ventilationsbedingungen, - nehmen wir an ein Fenster und eine Tür sind offen, kann dieses Feuer im Vollbrand ca. 5MW freisetzen. 2

Verwenden wir die oberen Berechnungen um den Effekt eines indirekten Angriffs auf den brennenden Raum abzuschätzen, kommen wir bei einer angenommenen Durchfussmenge von 230 Liter pro Minute zu folgendem Ergebnis:

Die Durchflussmenge rechnen wir zuerst um in kg/s.

230l/min = 3,83 Liter pro Sekunde (l/s) = 3,83 kg/s

= 3 MJ/kg × 3,83 kg/s

= 11.49 MJ/s

= 11.49 MW

Arbeiten wir mit 100% Effizienz und nehmen wir an das bei 300°C - 2,61m³ Wasserdampf pro Liter Wasser entstehen erhalten wir die folgende Gesamtmenge an Wasserdampf:

Wasserdampf = 2,61 × 3,83 = 10 m³/s

Bei 100% Effizienz haben wir nach 5 Sekunden also 50m³ Wasserdampf erzeugt. Das wird uns beim Löschen helfen, weil der Dampf den Sauerstoff verdrängt und die Brangase inertisiert.

Dieses Beispiel zeigt außerdem, dass ein Durchfluss von 230l/min theoretisch alleine aufgrund der möglichen Energieabsorbtion für ein 11MW Feuer ausreicht. 100% Effizienz sind wie gesagt unrealistisch. Jedoch sollte ein Feuerwehrmann das oben beschriebene Feuer selbst bei 50% Effizienz schnell kontrollieren und löschen können.

 

Wasser effektiv nutzen

In der Realität werden wir wie beschrieben selten bis niemals eine Effizienz von 100% erreichen. Werte um 50% oder gar 25% sind eher wahrscheinlich. Wasser das einfach abläuft ohne zu verdampfen ist der Hauptgrund hierfür. Wie bereits angemerkt wird bei der Umwandlung von Wasser in Dampf die meiste Energie entzogen. Weiters verdünnt und inertisiert der Wasserdampf die Brandgase. Eine extrem wirkungsvolle Kombination.

Wenn wir nun also ein Defizit in der Effizienz haben, können wir auf verschiedene Arten damit umgehen. Eine Möglichkeit ist es, das Training unserer Feuerwehrleute zu intensivieren, um deren Fähigkeiten Wasser in der richtigen Form an die richtige Stelle abzugeben zu verbessern. Natürlich werden andere Stimmen argumentieren, dass es wohl die einfachste Lösung sei, einfach mehr Wasser abzugeben. Geringere Effizienz sollte durch größere Durchflussmengen kompensierbar sein. Gibt man viel Wasser ab wird genügend davon das Feuer treffen, unabhängig von den Fähigkeiten des Strahlrohrführers.

Abgesehen von möglichen Schwierigkeiten im Handling, von größeren und schwereren Schläuchen, dem Wasserschaden, einer höheren Belastung für die Mannschaft und der notwendigen Wasserversorgung, denke ich jedoch, dass sich gesteigerte Effizienz und bessere Ausbildung auch positiv auf ein sichereres Arbeitsumfeld bei Brandeinsätzen auswirken. Danach sollten wir also bei all unseren Einsätzen streben.

Aufgrund von Zugangsschwierigkeiten oder besonderen Brennstoffen und der Tatsache, dass wir das Wasser nicht immer dort hinbringen können wo es am effizientesten ist, werden wir für manche Brände allerdings immer große Mengen an Wasser benötigen. Bei Bränden in geschlossenen Räumen, bei denen die Sauerstoffzufuhr limitiert ist, benötigen wir Wasser um die heißen Rauchgase auf unserem Weg zum Feuer zu kühlen. In beiden Fällen wird jedoch ein gutes Verständnis der Theorie hinter dem Löscheffekt von Wasser einem Feuerwehrmann helfen die beste Technik für die jeweilige Situation zu wählen und das vorhandene Wasser bestmöglich zu nutzen.

 

Quellen

1. Grimwood, P, Hartin, E, McDonough, J, Raffel, S. “3D Fire Fighting: Training, Techniques and Tactics.” 2005. Page 77.Fire Protection Publication, Stillwater.

2. Drysdale, D. “Introduction to Fire Dynamics, Second Edition.” 1999. Page 335John Wiley & Sons, UK.

3. Lambert, K, McDonough, J. “Training with Intent – Effective Hose stream Techniques.” 2014. cfbt-be.com/images/artikelen/Training%20with%20intent_ENG.pdf.

 

Zusätzliche Quellen

Bengtsson, L. “Enclosure Fires.” 2001. Swedish Rescue Service Agency. Karlstad, Sweden.

Liu, L, Kim, AK. “A Review of Water Mist Fire Suppression Systems—Fundamental Studies.” Journal of Fire Protection Engineering. 10:3 (2000), p. 32-50. Fire Risk Management Program Institute for Research in Construction. National Research Council, Ottawa, Ontario, Canada. 

Sardqvist, S. “Water and other extinguishing agents.” 2002. Swedish Rescue Service Agency. Karlstad, Sweden. https://www.msb.se/RibData/Filer/pdf/23061.pdf.