ready4fire - Verein zur Förderung der Feuerwehrausbildung


Der Flash Over Reflex!

Liebe Kameraden der Feuerwehren!

Die Trainingsmöglichkeiten für Feuerwehren haben sich durch Vorbildwirkungen anderer Länder auch in Österreich sehr stark verändert. Wurde vor einigen Jahren meist noch in Abbruchhäusern eine möglichst reale Übungsdarstellung erzeugt, so erstreckt sich heute die Bandbreite von Übungsobjekten zwischen Gasbefeuerten High-End Übungshäusern bis hin zu Containeranlagen.

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Wesentlicher Aspekt für diese Veränderung war das Thema Sicherheit der Übungsteilnehmer, genauso wie das gezielte Trainieren von kleinen Teilgebieten eines Einsatzgeschehens. Es darf also nicht außer acht gelassen werden, dass sich diese neuen Möglichkeiten sehr stark auf einzelne Situationen konzentrieren und oft auch real gleichermaßen auftretende Herausforderungen zur Gänze ausblenden.

Eine Auswirkung daraus ist, das Ausarbeiten von Details und das „kalte“ Beüben von Geräten.
Davon betroffen ist das wohl wichtigste Werkzeug des Atemschutztrupps: Das (Hohl)Strahlrohr.

Hohlstrahlrohre sind in Mitteleuropa seit vielen Jahren in Gebrauch und werden fleißig in ihrer Handhabung quer durch die Länder geschult. Eine Tatsache welche uns als Anbieter von Realbrandausbildung besonders freut.
Uns ist es besonders wichtig, dass Gerätschaften beübt werden, um im Einsatz damit sicher arbeiten zu können. Selbstverständlich lehren wir Methoden und Techniken nach bestem Wissen und Gewissen

So war das Strahlrohrtraining immer ein wichtiger Inhalt in unseren Schulungsprogrammen und wird es weiterhin sein. Im Zuge der laufenden Evaluierung unserer Trainingsinhalte, wurde bei einem Wissensaustausch auf internationaler Ebene, und vor allem bei Prüfungen in der Praxis herausgefunden, dass der gelehrte „Flash-Over Reflex“ unter realen Bedingungen nicht die gewünschte Wirkung zeigt.

Der besonders breite Sprühstrahl der Mannschutzbrause kann zwar den Atemschutztrupp abschirmen, jedoch deckt er durchschnittliche Räume nicht vollkommen ab, wodurch es dazu kommt, dass brennende Gase am Sprühstrahl vorbei ziehen können. Hinter dem „Schild“ aus Wasser kommt es aufgrund der Injektorwirkung (wird auch bei hydraulischer Ventilation positiv genutzt) zur Verwirbelung von Rauchgasen und Frischluft.,
Dies kann dazu führen, dass die Flammen an der Mannschutzbrause vorbei schlagen und dann von hinten durch die Injektorwirkung wieder zum Trupp gezogen werden.
Zusätzlich führt die Mannschutzbrause zu einer, auf Grund der geringen Wurfweiter, Verdampfung und Expansion des Wassers zu Wasserdampf direkt vor dem Trupp, welches wiederum zur zu einer Beschleunigung der die Rauchgase führt.. Dadurch breiten sich die brennbaren Gase mit einem höheremn Druck und höherer Geschwindigkeit aus.

Aber nicht nur das Sprühbild des Rohres, sondern auch die Tatsache, dass nur auf offensichtliche Merkmale (bereits herannahende Flammenwand) reagiert werden kann, macht es nahezu unmöglich mit dem Strahlrohr effizient und sicher zu reagieren.
Selbst in Modellanlagen, ist es bei verringerter Brandlast nur in Ausnahmefällen möglich, die brennende Rauchschicht bei bereits auf einen zulaufenden Flammenwand, zu löschen und sich in Sicherheit zu bringen.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Flash Over Reflex nicht den gewünschten Effekt liefert.

Aus diesem Grund empfehlen wir den „Flash-Over Reflex“ nicht mehr zu schulen.

Ihr werdet Euch sicher fragen, wie man nun eine Rauchgasdurchzündung (welche technisch kein Flash-Over ist) bekämpfen kann.
Wichtig ist es vorab sicher zu arbeiten, dies bedeutet:

  • Behaltet Rückzugswege im Auge
  • Kühlt die Rauchschicht laufend und während dem Vorgehen, sofern es die Lage erfordert
  • Versucht die Rauchgase abzuführen. (Bsp.: Ventilation mit dem Strahlrohr)
  • Öffnet Türen zu weiteren Räumen nur nachdem der aktuelle Aufenthaltsort „sicher“ ist
  • Führt sofern erforderlich Türöffnungsprozeduren durch und lasst das eingebrachte Wasser für euch arbeiten, ohne den Brandraum zu betreten. Ein Dampfpolster über der Brandraumtür trennt die so genannte „Zündflamme“ aus dem Brandraum von der zündfähigen Rauchschicht im benachbarten Raum und sorgt für eine gravierende Abschwächung einer Rauchdurchzündung.
  • Koordiniert Tätigkeiten von Außen mit denen im Inneren. (Bsp.: Außenangriff, Zuluftöffnung)

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Hält man diese Grundsätze gemäß der 3-A-Regel ein und schult die Einsatzkräfte in guten Ausbildungsstätten werden Notsituationen nicht eintreffen.
Kommt es trotzdieser Maßnahmen zu einer massiven Brandentwicklung empfiehlt es sich mit einem lange anhaltenden (2-3 Sekunden) engeren Sprühimpulsenstrahl(Sprühbild ~30°) die Flammen zu kühlen. Wichtig ist es hierbei das Rohr ruhig zu führen und den Wasserstrahl von Wand zu Wand zu führen.

Durch das engere Sprühbild erreicht man eine deutlich besser Eindringtiefe in den Raum. Dieser größere Abstand ist als Sicherheitsabstand für den Atemschutztrupp ein wesentlicher Vorteil. Auch die längeren Sprühimpulse begünstigen die Ausnützung der Wurfweite und ermöglichen eine höhere Energiebindung. Dies führt zu einer deutlich spürbaren Temperatursenkung im Raum.
Diese Technik ist einfach zu schulen und kann auch  effizient zur Rauchgaskühlung und Brandbekämpfung (Niederschlagen von brennenden Gasen) angewendet werden.

Um die in Form von Wasserdampf gebundene Energie gezielt abführen zu können empfehlen wir nach Möglichkeit die Löscharbeiten immer mit Ventilationsmaßnahmen zu kombinieren.

Zu den Lichtbildern:

  • Foto 1: Zu sehen ist der "Flash-Over-Reflex" wir er in den vergangenen Jahren auch in Österreich gelehrt wurde. Dabei wird das Sprühbild des Hohlstrahlrohres auf Mannschutzbrause eingestellt und mit maximaler Literleistung versucht vor dem Trupp ein "Schutzschild" aus Wasser aufzubauen.
  • Foto 2: Dieses Bild zeigt einen Sprühimpuls mit einem ca. 30° Grad Sprühwinkel des Strahles. Dadurch kann eine verbesserte Tiefenwirkung des Wassers in den Raum erreicht werden. Für den Atemschutztrupp ein wesentlicher Vorteil, da durch die größere Distanz die Wärmebelastung für ihn verringert wird.
  • Foto 3: Auf dem Foto dargestellt ist eine Türe, welche aber auch einen Kasten, eine Wand oder andere brennbare Gegenstände in einem Raum darstellen kann. Diese wird mit einem sanften Vollstrahl bemalt wird um sie zu kühlen und die Pyrolyse zu verhindern. Das Strahlrohr sollte dabei nicht vollständig geöffnet sein, um eine möglichst effiziente Löschmittelapplikation zu erreichen.
  • Foto 4: Zeigt den Vergleich mit vollständig geöffnetem Rohr. Dabei prallt der größte Teil des Wassers von dem Objekt ab.

Gerne stehen wir Euch für weitere Infos zur Verfügung.


Euer Team von ready4fire!