ready4fire - Verein zur Förderung der Feuerwehrausbildung


Der richtige Umgang mit dem Handwerkzeug gehört zu den Grundlagen eines jeden Handwerks. So ist es bei der Brandbekämpfung unumgänglich, mit dem Strahlrohr lageabhängig agieren zu können.

Im folgenden Text werden Strahlrohrtechniken, welche bei der Innenbrandbekämpfung Anwendung finden, erklärt: 

In den vergangenen Jahren gab es viele Entwicklungen im Bereich der Brandbekämpfung, deren Nutzen sicher gegeben ist. Ehe sich Feuerwehren um Sondergeräte kümmern, gilt es den Umgang mit dem Universalgerät perfekt zu beherrschen. Betrachtet man wirtschaftliche und personelle Ressourcen ergibt sich, dass das Universalgerät die Normaldrucktechnik in Verwendung mit Hohlstrahlrohren, welche einen Durchfluss von mind. 200 Liter pro Minute bereitstellen können, ist. Aus diesem Grund ist die Basis für die angeführten Techniken die Brandbekämpfung mit dem Hohlstrahlrohr. Werden andere Geräte und Technologien im Einsatz verwendet, müssen die jeweiligen Techniken in den richtigen Zusammenhang betrachtet werden.

 

Grundlagen der Technik:

Entlüften der Löschleitung:

Ehe mit der Brandbekämpfung begonnen wird, muss die Löschleitung entlüftet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Strahlrohrdruck und das Sprühbild ausreichend ist.

Strahlrohrdruck:

Hohlstrahlrohre erfordern für den ordnungsgemäßen Betrieb einen entsprechenden Eingangsdruck. Es muss gewährleistet sein, dass dieser Druck nicht von der Feuerlöschpumpe geliefert wird sondern beim Strahlrohr ankommt. Schlauchdurchmesser, Durchfluss und Knicke in der Schlauchleitung sind entsprechende Einflussfaktoren für den Druckverlust in der Schlauchleitung. Eine Messung im Einsatz ist unmöglich, weshalb bereits vor dem Einsatz diese Thematik auf die in der Feuerwehr verwendeten Geräte bewertet werden muss. 

 

Handhabung des Strahlrohres:

 

Wie das Strahlrohr geführt wird, kann nicht allgemein empfohlen werden. Wichtig ist, dass eine Wasserabgabe jederzeit möglich ist. Die stabilste Führung wird durch die Verwendung des Griffes am Hohlstrahlrohr gewährleistet. Auch wenn Ausbildungsrichtlinien besagen, dass ein C-Strahlrohr von zwei Personen geführt wird, muss aufgrund der Gegebenheiten in der Innenbrandbekämpfung das Rohr auch von einer Person geführt werden können.

 

Verunreinigung des Löschwassers:

Während beim Mehrzweckstrahlrohr aufgrund der offenen Bauweise kleinere Verschmutzungen im Löschwasser kein Problem darstellen, kann dies beim Hohlstrahlrohr problematisch werden. Merkt man beim Hohlstrahlrohr ein unpassendes Strahlbild, kann durch die Reinigungsstellung am Hohlstrahlrohr die Verunreinigung hinausgespült werden. Diese Einstellung ist jedoch nicht für die Brandbekämpfung geeignet. Optimalerweise werden Hohlstrahlrohre in der Innenbrandbekämpfung  mit sauberen Wasser aus Wassertanks oder dem Hydrantennetz betrieben.

 

  

Techniken in der Innenbrandbekämpfung:

Rauchgaskühlung:

Sind aufgrund von unvollständiger Verbrennung Rauchgase vorhanden, handelt es sich fast immer um unverbranntes brennbares Gas. Die Farbe und Temperatur dieser Rauchgase geben keine Aussage über die Zündbarkeit und Gefährlichkeit dieser. Durch die Abgabe von geringen Mengen Löschwasser in Sprühstrahlform in die Rauchschicht kann einerseits die Temperatur der Rauchgase gesenkt werden, aber auch die Zündfähigkeit durch Inertisierung mit Wasserdampf reduziert werden.

Zu beachten ist, dass die Impulse in der Rauchschicht im Raum wirken müssen, die Impulse sollten daher nicht zu kurz sein und möglichst großflächig in die Rauchschicht abgegeben werden. Um eine bestmögliche Wärmebindung der Wassertropfen zu erhalten, muss das Strahlrohr ganz geöffnet sein. 

 

Ebenso muss die Raumdimension beachtet werden. In einem breiten Wohnraum sind mehrere bzw. breitere Impulse zu setzten als in einem Vorzimmer oder Gang



Muss aufgrund des Brandgeschehens der Bereich saniert werden, richtet auch eine evtl. nicht notwendige Rauchgaskühlung keinen erhöhten Schaden an. Wasserschaden darf nie ein Grund sein, keine Rauchgaskühlung durchzuführen.

RAUCHGASKÜHLUNG IST KEINE BRANDBEKÄMPFUNG UND SOLL BEREITS ANGEWENDET WERDEN BEVOR DIE RAUCHSCHICHT ZÜNDET!

Brandbekämpfung: 

Sobald beim Vorgehen der Brand wahrgenommen wird ist dieser durch Wasserabgabe zu bekämpfen. Die Grundlagen besagen, dass das Löschmittel möglichst in die Glut abgegeben werden soll um effektiv zu löschen. Aufgrund der vorgefundenen Lage kann die Glut bzw. der Brandherd nicht immer unverzüglich mit dem Löschmittel erreicht werden.

Als Schutz vor Wärmestrahlung sind auch bei der Brandbekämpfung die Grundlagen der 3A Regel (Abstand – Aufenthaltszeit – Abschirmung) einzuhalten.  

Neben der Schutzbekleidung kann verbesserte Abschirmung durch bauliche Gegebenheiten wie Wandvorsprünge und Türen gewährleistet werden.

Der Abstand kann je nach notwendiger Technik durch einen enger gebündelten Sprühstrahl oder der Verwendung des Vollstrahls vergrößert werden. 

Direkte Brandbekämpfung:

Kann der Brandherd bzw. die Glut mit dem Löschmittel erreicht werden so kommt die direkte Brandbekämpfung zum Einsatz. Hierbei wird das Löschmittel direkt auf den Brandherd abgegeben. Unter Umständen kann dies auch mit Vollstrahl durchgeführt werden. Es ist jedoch nicht relevant, dass das Strahlrohr hierbei ganz geöffnet wird. Das Strahlbild spielt für diese Art der Brandbekämpfung keine wichtige Rolle, denn der Hauptlöscheffekt ist hier das Kühlen.


 

Indirekte Brandbekämpfung:

Werden in der Vollbrandphase die brennbaren Gase aufgrund von guter Lüftungsverhältnisse vollständig abgebrannt, muss ein sehr energiereicher Flammbrand bekämpft werden ehe der Brandherd direkt erreicht werden kann. Um die energiereiche Flamme niederzuschlagen ist die Durchflussmenge am Strahlrohr essentiell. Ebenso sollen die Tropfen in der Gasflamme umgesetzt werden, weshalb das Löschwasser in Tropfenform als Sprühstrahl abgegeben wird. Um das optimale Stahlbild für diese Technik zu erreichen ist das Strahlrohr ganz zu öffnen, damit auch eine ausreichende Wassermenge abgegeben wird. Das Wasser soll kreisförmig in die Flammen abgegeben werden. Die Wassertropfen entziehen beim Verdampfen dem Feuer Energie und der Wasserdampf stört die Reaktionsbereitschaft für neuerliche Verbrennung. Die Hauptlöscheffekte sind hier Stören und Kühlen. 

 

Als Faustformel kann man sich merken, dass pro Quadratmeter an Zuluftöffnungen ca. 100 Liter pro Minute am Strahlrohr in die Flammen abgegeben werden sollen. 

Beispiel:  
Zimmerbrand, Eingangstüre geöffnet, 2x Fenster geschlossen: Öffnung gesamt= 2m² -> Zuluft 1m²
 = 100 lpm

Zimmerbrand, Eingangstüre geöffnet, 2x Fenster geöffnet: Öffnung gesamt= 4m² -> Zuluft 2m²
 = 200 lpm

(ACHTUNG: WIND ODER LÜFTEREINSATZ KANN DIESE WERTE NEGATIV BEEINFLUSSEN) 

Kann kein Löscherfolg erzielt werden, ist die Aufbringungsrate zu erhöhen oder die Ventilation zu begrenzen.

Im Zuge der Brandbekämpfung kommt es zu einer großen Wasserdampffreisetzung. Dieser soll unverzüglich abgeführt werden. (Bsp.: mit hydraulischer Ventilation)
Nachlöscharbeiten können mit direkter Brandbekämpfung durchgeführt werden.

 

Video zur indirekten Brandbekämpfung - Facebook

 

Mögliche Lagen bei der Innenbrandbekämpfung:

Entstehungsbrand:

Öffnen die Einsatzkräfte die Türe zu dem Brandobjekt und stellen nur eine minimale klare Rauchschicht mit geringer Dynamik fest, kann rasch und vorsichtig zur Suche nach dem Brandherd vorgegangen werden. Eine einsatzbereite Löschleitung ist unumgänglich.

Kann der Brandherd aufgefunden werden kann mit direkter Brandbekämpfung aus der Entfernung die Löscharbeit durchgeführt werden.

 

Raumdurchzündung / Flash-Over:

Wird beim Öffnen der Zugangstüre eine große Brandentwicklung festgestellt, so herrschen hier Temperaturen, die auch für Einsatzkräfte in Schutzbekleidung akut lebensbedrohlich sind. Im defensiven Vorgehen kann - sofern eine andere Zugangsöffnung erreichbar ist - ein Außenangriff durchgeführt werden. Stehen keine Alternativen zur Verfügung muss mittels indirekter Brandbekämpfung die Brandlast gebrochen werden. Um die Belastung gering zu halten sollte dies aus dem Schutz der Türe durchgeführt werden. Zu beachten ist ebenfalls, dass der gebildete Wasserdampf abziehen können muss.

Auch zu beachten: Ein paar Gedanken zum Flash-Over Reflex

 

Unterventilierter Brand:

Diese, aufgrund dichterer Bauweise, künftig immer häufiger auftretende Lage, ist für Einsatzkräfte besonders gefährlich. Schlechte Sicht, brennbare Gase und die Zufuhr von Sauerstoff durch die Einsatzkräfte beim Vorgehen erfordern eine Reihe von anzuwendenden Techniken. Beim Vorgehen muss die Zuluft begrenzt werden, dies kann durch minimieren der Türöffnung geschehen bzw. ist der Einsatz des mobilen Rauchabschlusses sehr hilfreich. Die zu diesem Zeitpunkt nicht brennenden Rauchgase neigen durch die Luftzufuhr zu zünden. Durch Rauchgaskühlung kann einerseits die Temperatur aber auch die Reaktionsbereitschaft gesenkt werden, wodurch die Gefahr der Rauchgasdurchzündung minimiert wird. Wird der Brandherd entdeckt ist dieser zu bekämpfen. Kann man den Brandherd, z.B.: durch schließen von Türen, isolieren, können die Rauchgase aus den anderen Räumen sicher abgeführt werden. Die Brandbekämpfung selbst kann je nach Lage direkt oder auch indirekt erfolgen.

 

 Link zur Grafik: Strahlrohrtechniken im Innenangriff - pdf